Im sonnenverwöhnten Kanton Wallis findet man Rebsorten die es nirgendwo sonst auf der Welt zu finden gibt. Seltene Sorten, die unter den dortigen spezifischen Bedingungen entstanden sind und sich über Jahrhunderte weiterentwickelt haben. Darunter auch der Lafnetscha. Die weisse Rebensorte wird fast ausschließlich im deutschsprachigen Oberwallis angebaut. Der Name dieser seltenen Rebsorte stammt aus dem Walliserdeutsch Laff-nit-scha – trink ihn nicht schon, erzählt bereits etwas über die Besonderheit dieser alten Rebsorte.

Die Trauben des Lafnetscha reifen erst spät, was dazu führte, dass sie häufig zu früh geerntet, wurden. In der Folge entstand ein herber Wein mit viel Säure, der eine lange Ausbauzeit benötigte, um zu einem trinkbaren Weißwein zu reifen. Mit Geduld und zu einem späteren vollreifen Zustand gelesen, werden die Trauben des Lafnetscha jedoch zu einem sehr aromatischen Weißwein mit Anklängen von exotischen Früchten.

Lafnetscha – Nachkomme von Humange Blanche und Completer

Einige Weinforscher sehen den Lafnetscha als einzige im Wallis geborene Rebsorte. In ihrer Heimat wurde sie bisher jedoch häufig mit der Rebsorte Completer verwechselt. 2002 konnte Dr. José Vouillamoz (Department of Viticulture and Enology, University of California, Davis) mit Hilfe von Gen-Analysen eindeutig nachweisen, dass es sich beim Lafnetscha um eine spontane Kreuzung zwischen den alten Rebsorten Humagne Blanche und Completer handelt.

Die Reben des Humagne Blanche wurden bereits 1313 urkundlich im Kanton Wallis in Sion erwähnt und bis heute wird die autochthone Weinsorte in der Region angebaut.
Der Completer, dessen Wein die Mönche nach dem Nachtgebet (lat. Complis) tranken, ist heute eine eher seltene Rebsorte. Ausserhalb der Schweiz findet sie sich nur noch in den Rebsorten-Sammlungen von Geisenheim und Marseillan. Doch auch in Graubünden hat sich ihr Anbau in letzter Zeit wieder ausgedehnt. Neben Fläsch (Graubünden) ist die Rebsorte auch der Region um Malans und Jenins (Bündnerland) wieder zu finden. Sogar am Zürichsee hat ein Winzer diese Rarität in sein Sortiment aufgenommen. Ein weiteres Refugium fand der Completer im historischen Rebberg hinter dem Weinbaumuseum in Au bei Wädenswil (Kanton Zürich).

Familienbande auch zum Himbertscha

Weitere DNA-Analysen von Dr. Vouillamoz legen die Annahme nah, dass der Himbertscha wahrscheinlich eine natürliche Kreuzung der Sorte Humagne Blanche und einer noch unbekannten heute verschwundenen Rebsorte ist. Vielleicht stammt das fehelende Mitglied aus der Familie des Muskatellers, was aus dem Himbertscha einen Halbbruder des Lafnetscha machen würde.

Der Himbertscha mit seinen charakteristischen länglichen, weissen Trauben galt praktisch als ausgestorben, als Josef-Marie Chanton sie in den 70er Jahren im letzten Moment vor dem sicheren Verschwinden rettete. Der Visper Weinproduzent hatte in alten Rebhängen von Visperterminen noch ein paar Rebstöcke entdeckt und den Anbau wiederbelebt.

Dr. Vouillamoz konnte nicht genau bestimmen welche Rebe der Vater und welche der Sohn ist. Die Tatsache, dass in den schriftlichen Quellen der Humagne Blanche jedoch klar vor dem Himbertscha beschrieben ist, lässt vermuten, dass der Humage Blanche der Vater ist.